top of page

Gedanken zu den Chorbeiträgen im Gottesdienst am Maria-Magdalena-Fest 2017

in Freiburg Rieselfeld 
 
„Die ökumenische Gemeinde im Rieselfeld versteht sich als Teil einer weltweiten Glaubensgemeinschaft.“ Im Festgottesdienst zum Maria-Magdalena-Fest unter dem Thema „Zeit und Weltzeit“ soll dies in Texten, Gebeten und Liedern zum Ausdruck kommen. 
 
Johann Pachelbel - Nun danket alle Gott


Pachelbel komponierte mit diesem Stück eine Chormotette, die sich textlich und musikalisch an den bekannten Choral „Nun danket alle Gott“ von Martin Rickart hält. Der Choral zählt wohl zu den weltweit bekanntesten und meistgesungenen christlichen Lobliedern. So heißt der Choral etwa im Englischen „Now Thank We All Our God“ oder im Polnischen „Dziekujmy Bogu Wraz“ – weitere Übersetzungen hat der Choral u.a. ins Finnische, Indonesische und sogar in die afrikanische Sprache Yoruba erfahren. Die Sprachen dieser verschiedenen Versionen sind gänzlich unterschiedlich, bestimmt wurden zugunsten einer poetischen Übertragung des Choraltextes auch gelegentliche inhaltliche Abweichungen in Kauf genommen. Was gleich bleibt, egal in welchem Land und welcher Sprache das Lied gesungen wird, ist die Musik. Daran wird deutlich, dass Musik uns Menschen über sprachliche oder kulturelle Barrieren hinaus verbinden kann. Denkbar wäre es, den Choral im Gottesdienst mit der Gemeinde zu singen und in einem Liedblatt etwa die erste Strophe in verschiedenen Sprachen abzudrucken oder sogar zu singen. Ein geeigneter Ort dafür wäre nach dem Psalm, da die dritte Strophe das „Gloria Patri“ ersetzen könnte. 
 
Meine Zeit steht in deinen Händen


Dieses Lied steht im Evangelischen Gesangbuch unter der Kategorie „Angst und Vertrauen“. Dabei drückt dieses Lied im stetigen Wechsel von Strophe und Kehrvers insbesondere die Überwindung der Angst durch das Vertrauen auf Gott aus. Die Zeit ist für den Lieddichter Peter Strauch hier zunächst etwas Beängstigendes: Sich der Zeit bewusst zu sein bedeutet auch, sich über das Morgen und die Zukunft Sorgen zu machen (Str. 1). Sich der Zeit bewusst zu sein kann auch bedeuten, diese möglichst sinnvoll und effizient nutzen zu wollen und dadurch in Hast 
und Zeitnot zu geraten (Str. 2).  Sich der Zeit bewusst zu sein bedeutet auch, sich der Vergänglichkeit bewusst zu sein und dieser letztlich hilflos ausgeliefert zu sein (Str. 3). 

Diesen zunächst beunruhigenden und beängstigenden Gedanken in den Strophen, wird im Kehrvers, der nach jeder Strophe gesungen wird, das Psalmwort „Meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31, 16) gegenübergestellt. Gott, der als ewiger Gott eben gerade nicht von der Zeit abhängig ist, hält uns, unser Leben und unsere Zeit in seinen Händen. Durch diesen Glauben und das Vertrauen auf Gott überwindet der Lieddichter seine Beunruhigung immer wieder und kann so nach jeder Strophe bekennen: „Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir.“

 

Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut 


Das Lob Gottes ist die Folge aus der Erkenntnis, die der Textdichter im Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ macht. Rückblickend verweist der Text in diesem Choral nochmal auf den Trost, der durch Gott erfahren wird, hier aber schon Grund für den Ausruf „Gebt unserm Gott die Ehre“ ist. In der siebten Strophe werden zwei Aspekte genannt, welche die Thematik „Zeit und Weltzeit“ nochmal aufgreifen. Einerseits: „Ich will dich all mein Leben lang, o Gott, von nun an ehren.“ Unsere Zeit ist Zeit mit und für Gott, in der immer Raum für das Lob Gottes sein soll. Andererseits: „Man soll, Gott, deinen Lobgesang an allen Orten hören.“ Unser Glauben, unsere Gemeinschaft, unsere Kirche soll sich nicht nur auf den Zeitpunkt oder Ort des Gottesdienstes beschränken, sondern geht über Gemeinde-, Stadt- und Ländergrenzen hinaus. Wenn wir gemeinsam Gottesdienst feiern, beten und singen, dann soll dies immer mit dem Bewusstsein geschehen, dass wir Teil einer weltweiten Gemeinschaft sind. Die Worte auf denen das Lied „Nun danket alle Gott“ basiert, heißen beispielsweise in ihrer ursprünglichen hebräischen Fassung: „Nun lobt den Herrn, den Gott des Alls“ (Sirach 50, 24). 
 
Cum Sancto spiritu – Der Heilige Geist 


An Pfingsten haben wir die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert. Im Pfingstwunder wird deutlich, dass der Heilige Geist für die göttliche Kraft steht, die Christen über ihre Nationalität, Kultur und Sprache hinaus miteinander verbindet. Gerade in unserer globalisierten Welt, in der wir an Ereignissen Anteil nehmen können und uns Ereignisse betreffen, die sich an den entferntesten Orten abspielen, haben wir das Gefühl, dass uns auch ein „Zeitgeist“ miteinander verbindet, der zu einer großen öffentlichen Macht wird, die zum Guten, leider aber auch zum Bösen wirken kann. So wird es umso wichtiger, auf Gottes Geist als ein Geist der Wahrheit, der Gerechtigkeit und des Friedens zu vertrauen. 
 
Julian Handlos 

bottom of page